Florida ist nicht umsonst als der Sunshine State bekannt. Urlauber genießen hier warme Temperaturen und Sonne satt. In den Sommermonaten jedoch brauen sich über dem Atlantik wahre Riesen zusammen: Hurrikans fegen Richtung Karibik und den Süden der USA – und hinterlassen nicht selten eine Schneise der Verwüstung. Da ist es gut zu wissen, wann die Stürme auftreten, wo das Risiko besonders hoch ist und was du als Urlauber im Fall eines Hurrikans tun solltest.

Wie entstehen Hurrikans?

Zwei Faktoren müssen zusammenkommen, damit sich ein Hurrikan bildet: Hitze und Wind. In den Sommermonaten erwärmt sich das Wasser des Atlantik. Steigt die Hitze auf, bilden sich große Gewitterwolken. Das Wasser kondensiert über diesen, fällt nach unten und wird wie in einem Kamin wieder nach oben gezogen. Die Corioliskraft der Erde sorgt für die Rotation des tropischen Sturms. Wenn dieser in ein Meeresgebiet mit besonders warmem Wasser zieht, nehmen seine Größe und Geschwindigkeit zu. Ab einer Windstärke von 12 (118 km/h) spricht man von einem Hurrikan. Die Wirbelstürme können bis zu 160 Kilometer lang und 16 Kilometer hoch werden.

Hurrikans ziehen ihre Energie aus dem warmen Meerwasser. Treffen sie auf Festland, richten sie durch ihre gewaltigen Windgeschwindigkeiten und Wassermassen enorme Schäden an, bevor sie nach und nach an Energie verlieren.

Wie gefährlich sind Hurrikans?

Der Schaden, den ein Hurrikan verursachen kann, hängt von seiner Windgeschwindigkeit ab. Während ein Hurrikan der Kategorie 1 (118–152 km/h) Äste abbricht und schlecht verankerte Bauwerke beschädigt, kann ein Kategorie 2-Sturm schon ganze Bäume ausreißen und Dächer, Türen und Fenster zerstören. Wer direkt an der Küste lebt, sollte sich in Sicherheit bringen. Ein Hurrikan der Kategorie 5, der bis zu 250 km/h erreicht, knickt Bäume wie Streichhölzer um und reißt ganze Gebäude mit sich. Dazu kommen schwere Überschwemmungen durch die Regenmassen. Eine großflächige Evakuierung ist erforderlich.

Zu den schwersten Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte zählt Hurrikan Katrina, der im August 2005 mehr als 1.800 Menschenleben forderte und Schäden im Wert von über 108 Milliarden Dollar verursachte. 2017 war Hurrikan Irma in Florida für 84 Toten und 50 Milliarden US-Dollar Sachschaden verantwortlich. Ähnlich zerstörerisch präsentierte sich Hurrikan Michael ein Jahr später. Auch wenn die wenigsten Stürme die US-Küste direkt treffen: Wissenschaftler beobachten, dass tropische Wirbelstürme durch das Erwärmen des Meerwassers im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftreten.

Welche Gebiete in Florida sind besonders gefährdet?

Eine Hurrikan-Warnung in Florida bedeutet nicht automatisch, dass der gesamte Bundesstaat betroffen ist. Manchmal treten heftige Stürme auf, die sich jedoch auf ein kleines Gebiet beschränken – so etwa bei Hurrikan Andrew im Jahr 1992. Und obwohl kein Bundesstaat mehr heimgesucht wird als Florida, ist das Risiko regional unterschiedlich ausgeprägt:

Sieht man sich das Auftreten von Stürmen in den letzten hundert Jahren an, so wird die Südspitze Floridas inklusive Miami und Fort Lauderdale bis nach Orlando am häufigsten heimgesucht. Auch das Gebiet um Naples ist stark gefährdet. Danach kommt der Nordwesten des Bundesstaats in Golfnähe. Geringer ist das Risiko an der zentralen Westküste von Cape Coral bis nach Tallahassee sowie an der Ostküste nördlich von Orlando. Am sichersten ist das Zentrum Floridas, da dieses am weitesten vom Ozean entfernt liegt.

In welcher Zeit treten Hurrikans auf?

Offiziell dauert die Hurrikan-Saison in Florida von Juni bis Ende November. Die meisten Stürme entstehen jedoch von Mitte August bis Ende Oktober. Ob man zur Hurrikan-Saison nach Florida reisen sollte, ist eine Entscheidung, die jeder Urlauber selbst treffen muss. Obwohl Experten jedes Jahr eine Prognose herausgeben, lassen sich weder Anzahl noch Zeitraum der Stürme langfristig vorhersagen. 2019 blieb Florida ein direkter Hurrikan-Treffer erspart. Davor kam es jedoch 3 Jahre in Folge zu verheerenden Schäden. Und auch wenn der Sturm den Bundesstaat nur streift – wie etwa bei Hurrikan Dorian 2019 – können schwere Regenfällen und kalte Temperaturen den Urlaub ins Wasser fallen lassen. Wer dieses Risiko jedoch eingeht, profitiert von vergünstigten Preisen für Hotels und Flugreisen.

Wann waren die letzten Hurrikans in Florida?

  • Hurrikan Matthew vom 28.09.2016 bis zum 09.10.2016
  • Hurrikan Irma vom 30.08.2017 bis zum 14.09.2017
  • Hurrikan Michael vom 07.10.2018 bis zum 16.10.2018

Was geschieht bei einem Hurrikan?

Wir zeigen dir in unserem Video einige Sequenzen des Hurrikan Michael aus 2018.

Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltenstipps bei Hurrikans

Wer in den Sommermonaten nach Florida reist, sollte das Wetter im Auge behalten. Bildet sich ein Hurrikan vor der Küste, erfährst du davon im Wetterbericht. Oder du checkst die Vorhersage online: Erste Anlaufstelle ist die Website des National Hurricane Center mit einer Karte, die in Echtzeit aktualisiert wird: https://www.nhc.noaa.gov/

Hinweise für Flug- und Hotelgäste

Folgendes Szenario: Du hast einen Flug nach Florida gebucht und kurz vor der Reise erfolgt die Hurrikan-Warnung. Sollte dein Flug deswegen ausfallen, erlassen die meisten Airlines dir die Gebühren für eine Umbuchung oder Stornierung. Das heißt, du kannst zu einem späteren Zeitpunkt fliegen oder bekommst dein Geld zurück. Eine finanzielle Entschädigung, die darüber hinausgeht, ist jedoch nicht vorgesehen, da ein Hurrikan als höhere Gewalt gilt.

Ähnlich sieht es bei Pauschalreisen aus. Das EU-Recht sieht die kostenlose Stornierung vor. Außerdem muss der Reiseveranstalter die Kosten für Evakuierung und längeren Aufenthalt tragen, wenn du aufgrund eines Hurrikans nicht zurückfliegen kannst.

Wie steht es nun mit der gebuchten Unterkunft in Florida? Hier lohnt es sich, die Hurricane Policy der Hotels zu checken, da keine strikte gesetzliche Regelung existiert. Die meisten Hotels bieten Gästen bei einer Hurrikan-Warnung kostenlose Stornierung oder Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt an. Wirst du vor dem Sturm evakuiert, entlassen viele Hotels dir auch die Kosten für die ungenutzten Nächte. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kümmert sich bereits vor dem Urlaub um eine Reiseversicherung, die die Kosten übernimmt.

Tipps für Hausbesitzer

Falls du ein Haus in Florida besitzt, solltest du dich frühzeitig mit dem Thema Hurrikans vertraut machen und dir folgende Fragen stellen:

  • Wo befinden sich die nächsten Notunterkünfte?
  • Greift meine Versicherung im Fall eines Hurrikans?
  • Wie stelle ich Strom, Gas und Wasser ab?
  • Sind Notfallrationen vorhanden? (Zur Orientierung sollte diese Liste der Katastrophenbehörde FEMA dienen)

Bekommst du die Warnung, dass ein Hurrikan in den nächsten 36 Stunden auftritt, solltest du alle losen Gegenstände (etwa Gartenmöbel) ins Innere schaffen sowie Fenster und andere Öffnungen verbarrikadieren. Bäume und Äste, die auf das Haus fallen könnten, musst du absägen. Stell den Kühlschrank auf die kälteste Stufe, damit Lebensmittel bei Stromausfall länger kühl bleiben. Stecke kleine Elektrogeräte aus und lass deine Badewanne volllaufen, um im Notfall einen Vorrat an Trinkwasser zu haben. Frühzeitig solltest du deinen Wagen mit genug Benzin füllen.

Hinweise für Wohnmobil-Besitzer

Wohnmobile sind ein beliebtes Mittel, den Sunshine State zu erkunden. Bei einer Hurrikan-Warnung hast du den Vorteil, dass du die Gefahrenzone schnell verlassen kannst. Und das solltest du auch, denn bereits ein Sturm der Kategorie 1 kann dein Gefährt schwer beschädigen. Ist die Evakuierung nicht möglich, solltest du den Wohnwagen möglichst windgeschützt parken: am besten in einer Garage, alternativ auch hinter einer Hauswand, nicht jedoch unter Bäumen oder der Windrichtung zugeneigt. Höher gelegenes Terrain ist zu empfehlen, Eine Plastikplane hilft gegen Regenschäden und ein voller Wassertank verleiht dem Wohnwagen mehr Stabilität. Bevor du dich in Sicherheit bringst, solltest du dein mobiles Heim noch mit Notfall-Rationen aufstocken.

Kreuzfahrten während der Hurrikan-Saison

Es erscheint wie ein Alptraum-Szenario: Du bist auf einer Kreuzfahrt vor der Küste Floridas unterwegs und gleichzeitig braut sich über dem offenen Meer ein Hurrikan zusammen. Du kannst jedoch beruhigt sein: Zum einen lassen sich tropische Wirbelstürme heutzutage früh genug erkennen; zum anderen ist ein Kreuzfahrtschiff schneller als ein Hurrikan und kann die Gefahrenzone rechtzeitig verlassen. Ärgerlich ist es natürlich, wenn die Route aufgrund der Sturmgefahr geändert werden muss und geplante Stopps ausfallen. Eine Entschädigung gibt es dafür nicht, da kein Fehlverhalten der Reederei, sondern höhere Gewalt vorliegt. Nur wenn die Kreuzfahrt gekürzt wird, hast du Anspruch auf teilweise Rückerstattung. Die meisten Reedereien haben jedoch Erfahrung mit Hurrikans und bieten dir eine alternative Route mit interessanten Stopps an. Nur etwas zeitliche Flexibilität solltest du mitbringen, wenn du eine Kreuzfahrt in der (wesentlich günstigeren) Sturmsaison buchst.